Kopfschmerzen und Migräne

Kopfschmerzen und Migräne
Kopfschmerzen und Migräne
 
 
Unter Migräne versteht man heftige Kopfschmerzen, die anfallartig auftreten und in unregelmäßigen Abständen wiederkehren. Die Kopfschmerzen bei der Migräne (Charakter: bohrend, hämmernd, pulsierend, sich durch Aktivität verstärkend) sind meistens auf eine Kopfseite begrenzt. Mit ihnen einher gehen häufig Übelkeit, Erbrechen, Überempfindlichkeit gegen Licht und äußere Reize. Ein Teil der Patienten merkt an Anzeichen wie Müdigkeit, vermehrter Reizbarkeit oder auch an bereits beginnendem Kopfweh schon Stunden vorher, dass ein Migräneanfall naht. Bei manchen beginnt der Migräneanfall mit Sehstörungen wie Flimmern vor den Augen oder Einschränkung des Sehvermögens durch blinde Flecken, die Skotome, andere leiden unter Gleichgewichts- oder Sprachproblemen, einige sogar unter Lähmungserscheinungen. Diese Phase wird als Aura bezeichnet, doch es gibt auch Migräneattacken ohne Aura. Die Dauer eines Anfalls kann von vier Stunden bis zu drei Tagen variieren. Die Ursachen der Migräne sind noch nicht völlig geklärt; angenommen wird aber, dass Überträgerstoffe im Gehirn, insbesondere das Serotonin, an ihrer Entstehung beteiligt sind. Messungen des Serotoningehalts des Blutes haben ergeben, dass diese Substanz, die unter anderem eine Verengung der größeren und eine Erweiterung der kleinen Blutgefäße bedingt, zu Beginn einer Migräneattacke in großen Mengen im Blut vorkommt, dass die Blutkonzentration jedoch nach einiger Zeit absinkt. Vermutlich werden dadurch Entzündungsprozesse in den Gefäßen ausgelöst, die Kopfschmerzen zur Folge haben. Meistens gehen den Migräneattacken auslösende Ereignisse (seelische oder körperliche Belastungen) voran, die den Serotoninspiegel erhöhen. Vermutlich ist die Veranlagung für Migräneattacken angeboren.
 
Geheilt werden kann Migräne nicht. Eine Vorbeugung ist insoweit möglich, als bekannte Auslöser (z. B. Stress) gemieden werden. Durch die regelmäßige Einnahme von Betarezeptorenblockern beziehungsweise Calciumantagonisten wird der Migräne medikamentös vorgebeugt. Als Medikamente bei einer Attacke werden zunächst ASS und Paracetamol eingesetzt. Bei starken Kopfschmerzen wird Ergotamin oder Sumatriptan verordnet.
 
 Spannungskopfschmerz
 
Spannungskopfschmerzen sind meistens beidseitig lokalisiert, die Schmerzen ziehen sich oft über den gesamten Kopf, sodass sich die Betroffenen fühlen, als trügen sie einen schmerzenden Helm. Der Charakter des Schmerzes ist dumpf, drückend, Aktivitäten führen nicht zu einer Verstärkung des Schmerzes. Die Dauer des Schmerzes variiert von Minuten bis zu mehreren Tagen. Von chronischen Spannungskopfschmerzen spricht man, wenn ein Patient über einen Zeitraum von sechs Monaten an 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen hat. Die Ursachen sind ebenfalls noch nicht völlig geklärt, zur Schmerzentstehung tragen vermutlich unter anderem Verspannungen der Muskulatur und seelische Belastungen bei. Auch der Überträgerstoff Serotonin scheint wiederum eine Rolle zu spielen, wahrscheinlich fungieren er und andere Stoffe als Filter für die Schmerzwahrnehmung des Gehirns. Möglicherweise ist beim Spannungskopfschmerz dieses System der Schmerzwahrnehmung gestört. Gegen gelegentliche Spannungskopfschmerzen helfen Acetylsalicylsäure (ASS) und Paracetamol; gegen chronische Spannungskopfschmerzen hat sich die Einnahme trizyklischer Antidepressiva bewährt. Rücksprache mit dem Arzt ist in jedem Fall erforderlich.
 
 Clusterkopfschmerz
 
Von Clusterkopfschmerz ist die Rede, wenn Kopfschmerzattacken gehäuft zu bestimmten Zeiten (z. B. im Frühjahr) auftreten. Die Schmerzen sind auf eine Seite des Kopfs begrenzt, sie treten vorwiegend im Bereich des Auges auf, das in vielen Fällen tränt. Die besondere Heftigkeit des Schmerzes ist charakteristisch für den Clusterkopfschmerz. Hilfe beim Clusterkopfschmerz bieten Medikamente wie Ergotamin (in Form eines Aerosols) und Calciumantagonisten sowie Cortison, Lithium und Methysergid.
 
 Weitere Kopfschmerzursachen
 
Selbstverständlich können Kopfschmerzen auch mit Erkältungskrankheiten und Fieber einhergehen. Sie klingen ab, sobald die Erkältung zurückgeht. Auch die regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere von Kombinationspräparaten, kann zu einem Dauerkopfschmerz führen. In diesem Fall muss ein Medikamentenentzug durchgeführt werden. Kopfweh kann zudem Symptom für zu hohen oder zu niedrigen Blutdruck sein. In diesen Fällen bietet oft eine medikamentöse Einstellung des Blutdrucks Hilfe. Nur ganz selten ist ein Hirntumor die Ursache für Kopfschmerzen.

Universal-Lexikon. 2012.

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